



Heute möchte ich ein kinderleichtes Rezept für zyklische Unzufriedenheit teilen, das sich im Handumdrehen mit ein paar Kniffen herstellen lässt und mit dem Unsicherheit und Selbstverwerfung garantiert gelingen. Wie es heißt? Trends. Man braucht dafür nur drei Zutaten:
Einen Sneaker, der mindestens 50% der Bevölkerung trägt. Diesen ausfindig zu machen, ist easy. Man findet ihn in jedem Supermarkt zwischen München und Berlin, er begegnet einem am Flughafen, in der U-Bahn, beim Friseur, an der Bushaltestelle, im Restaurant, im Wartezimmer, am Späti, im Kino. Die Marke ändert sich, aber die Botschaft ist immer die gleiche: Ich weiß, was in ist und gehöre dazu. Wozu genau, bleibt stets ein bisschen im Nebel, niemand fragt nach, welch ominöser inner circle das sein soll, ach, wird schon passen. Vorvorvorvorletzte Saison hieß der Kult New Balance, davor waren es Vans, nun ist es der schwarz-weiße Adidas Samba. Ich habe vor vielen Jahren in einem Paar Adidas Gazelle einen 2000 Meter hohen Berg bestiegen mit einem Franzosen an der Hand, der eine angebrochene Flasche Wein im Rucksack hatte. Die Galoschen waren eine halbe Nummer zu klein, mein großer Zehennagel danach blau, ich nüchtern und beängstigend glücklich. Was ich sagen will: Es ist fürchterlich wurscht, welche Schuhe man trägt, aber Finger weg von Modellen, die inflationär getragen werden. Wenn ich einen Tipp geben würde, dann den: in gescheite Wanderschuhe investieren und so weit hinaufklettern, bis man sieht, wie grotesk Trends und wie winzig wir alle sind.