Prolog
Frivol bedeutet neben all den Begriffen, die einem sofort dazu einfallen (anzüglich, schlüpfrig, vulgär) vor allem das: leichtfertig, bedenkenlos mit seinem Leben umzugehen. In einem weiteren Sinn haben sie erst diese Bedeutung: das sittliche Empfinden, die geltenden Moralbegriffe verletzend.
Paris, September 2024
Dear Diary,
Ich sitze mit einer Wollmütze und einem Schal um den Hals mit einem schwarzen Tee an einem kleinen braunlackierten Holztisch im 11.Arrondissement und google nach dem Wort frivol. Heute ist der vierte Tag von sechs Tagen, die ich alleine in Paris verbringe. Nein, das war ursprünglich nicht so geplant, aber ich machte eine Mission daraus: Den Genuss dort finden, wo ihn eine New Yorker Autorin fand, deren Buch („I’m mostly here to enjoy myself“) ich im vergangenen Sommer gierig verschlang wie ein Buttercroissant. Als ich es durchgelesen und an vielen Stellen „Oh ja!“ gerufen hatte, schlug ich das Thema der Cosmopolitan vor. Wie geht Genuss, was ist pleasure eigentlich und wie finden wir ihn? Auf dem Cover des Werks von Glynnis MacNicol ist ein Ölgemälde einer Frau zu sehen mit einem nackten Hintern. Sie sieht aus, als ginge sie mit sich und ihrem Leben bedenkenlos um. Das wollte ich auch. Ich buchte den Flug.