Grad bin ich heimgekommen von der dänischen Insel, auf der ich die letzte Woche verbracht habe. Die vergangenen fünfzehn Jahre waren Pedi und ich jeden Sommer dort, meist Anfang August. Wer mich kennt, kann mitsprechen: Kanelsnegle, nackt am kilometerbreiten Beach laufen, Sylt gegenüber, hier hingegen nichts als flächendeckend Funktionskleidung, völlige Abwesenheit von Eitelkeit, erschütternde Leichtigkeit, Soft Ice, noch softerer Himmel, die magentafarbene Heide, klatschnasse Schafe nach dem Regen, glitzernde Wasseroberfläche, die wirkt wie aus Frischhaltefolie, wie das Meer bei Jim Knopf. Rhabarber Crumble, Hot Dog am Havnekiosken, im Supermarkt Großfamilien beobachten, wie sie vor dem Regal stehen und mit einer Ernsthaftigkeit über Ketchup Sorten debattieren, als ginge es um den Klimawandel. Staunen darüber und statt Röstzwiebeln eine neue Lesebrille für mich kaufen, zwei Stück für 99 Kronen, steht auf einem Schild, uns gegenseitig fragen: „Wieviel ist das noch mal?“, zwanzig Euro, nee, ich glaube weniger, drei? Ja, kann sein. Ein Satz, der die Woche prägt, zum Credo wird: Kann sein. Haha, egal. Ich nehme trotzdem nur eine statt zwei, schwarz mit schweren Gläsern, sehe damit aus wie Heinz Erhardt. Letztes Jahr ähnelte ich noch Pola aus „Wie angelt man sich einen Millionär?“ Heute sind wir weiter und weiser. Aber erst mal rot wie Pølser. Am Abend nach einem Tag am Sonderstrand, an dem man alleine vierzig Minuten braucht, bis man das Wasser erreicht hat, schaut mir Dieter Bohlen im Spiegel entgegen, trotz Luxus Lichtschutzfaktor 50. Vor äußeren Einflüssen kann man sich nicht immer schützen, schon gar nicht, wenn sie sich derart schön anfühlen.



