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Hydra in my heart

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Suse Kaloff
Jun 01, 2025
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Hydra in my heart
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Mein Heimflug war vor zwei Tagen. Ich saß nicht drin. Plot-Twist gleich im zweiten Satz. Die literarische Technik wird verwendet, um eine unerwartete Wendung in die Handlung einer Geschichte zu bringen. Für mich kam die Wendung genauso überraschend, obwohl ich es hätte voraussehen können. Aus schleierhaften Gründen hatte ich nur eine einfache Fahrt mit der Fähre gebucht. Wann immer ich hier aufschlage, will ich bleiben. Diesmal habe ich den Rückflug kurzerhand umgebucht, mir ein zweites Apartment gesucht, natürlich nicht, ohne mir tagelang die Rübe zu pürieren, ob das richtig, wirklich sein muss oder in Wahrheit nicht total verrückt ist. Aber es gibt Durchgeknallteres, als einen Aufenthalt an einem schönen Ort um sechs Tage zu verlängern. Es sind ja nicht sechs Monate.

Bin also noch immer auf Hydra, sitze hier in meinem Outdoor-Office, es zieht wie Hechtsuppe. Ich sehe Menschen kommen und gehen, so wie ich kam und wieder gehen werde. Am ersten Abend fand auf der Dachterrasse des Museums ein Konzert einer Leonard Cohen Tribute Band statt, oder hatte ich das schon letzten Sonntag erzählt? Habe den Überblick über die Zeit verloren. Mein kleiner Taschenkalender liegt daheim in Hamburg auf dem Tisch. Keine Erinnerung, ob ich was versäume, oder gar bereits etwas verschwitzt habe. Den einzigen Termin, den ich im Kopf habe: am 18.Juni muss ich in Paris sein. Bis dahin ist noch so viel Zeit.

Nach dem Konzert lief ich über die Agora, den Platz am Hafen mit den vielen Restaurants. Ein Mann sah mich im Vorbeigehen, sprang von seinem Tisch auf, kam mit noch vollem Mund auf mich zu und sagte: „Sorry to interrupt you, but you look like my friend Gaby from Zürich!“ Ich: „Oh, I am not Gaby from Zürich, I am Susanne from Hamburg“ Wir lachten, er entschuldigte sich, ah, sorry, you look like my friend, well I guess then I see you around?! Ja, see you around. Wir sahen uns nie wieder. Schade eigentlich, er machte sogar mit Weinblättern zwischen den Zähnen einen ganz appetitlichen Eindruck auf mich. Heute, sieben Tage später, fühlt sich diese Szene an, als könne man sie aus dem Film schneiden, so irrelevant ist sie rückblickend. So wie viele Bilder, die bereits verblasst sind. Heute, sieben Tage später, fühlt es sich an, als sei ich schon seit sieben oder den Siebziger Jahren hier.

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