Auf seinem Arm stand computer controlled und ich fand ihn echt nett. Er hörte mir zu, verstand mich, ich verstand ihn. Zu 25 Prozent. Es war ein guter Tag, ich war durch den Schneematsch zu ihm gestapft, die externe Festplatte im Büdel, fühlte mich emsig, mich so gut um meine Dinge zu kümmern, um die ich mich so ungerne kümmere. Als ich die Tür aufstieß, dachte ich an letztes Jahr um diese Zeit, als der Chef von dem Laden kurz vor Weihnachten verstorben war, einfach so. Und dass ich noch heute seinen Nachnamen in meinem Handy eingespeichert habe.
Der neue, computerkontrollierte Mitarbeiter meinte nun, meiner würde es nicht mehr lange machen und mein Betriebssystem sei veraltet. Ich erwiderte, aber der Computer sei doch erst fünf Jahre alt. Damals hatte ich ihn bei dem Besitzer gekauft und wir hatten gescherzt, weil ich darauf bestand, dass ich nur drauf schreiben und bitte auf keinen Fall E-Mails empfangen oder gar ins Internet gehen will, um nicht abgelenkt zu sein, während ich an meinem neuen Buch schrieb. Wenigstens solange, bis ich es fertig habe. Parallel behielt ich das alte Gerät, um zu recherchieren, aber wenn ich schrieb, schrieb ich, sonst nichts. Der Terminus “Ins Internet gehen” klang schon 2018 altmodisch. Und ich kaufte damals den nagelneuen Computer, der nichts konnte außer tippen. Im Grunde war es eine sehr teure Schreibmaschine, aber mein Plan ging auf, das Buch über die Angst kam auf dem Höhepunkt der internationalen Angst raus: März 2020. Nun schnauft er manchmal bisschen, das stimmt schon, aber alles funktioniert. Bis auf Sex And The City, aber das ist eine andere Geschichte. Habe mal in einem Anfall von akuter Gigabyte-Überforderung alle sechs Staffeln gelöscht und danach panisch irgendein Abo abgeschlossen, um wieder jeden Abend eine Folge vor dem Schlafengehen anzugucken. SATC is my Sandmännchen. Das alles erzählte ich nun aufgeregt dem gepiercten Mitarbeiter, der beeindruckend unbeindruckt von all meinem Geschwafel blieb und parallel auf paar Felder klickte und irgendwas updatete und ein neues Kennwort anlegte und mein Passwort resettete und meine olle externe Festplatte, auf der aus unerfindlichen Gründen Porsche Design steht, einstöpselte und während diesem, in meinen Augen hochkomplizierten Prozess, keine Emotion an die Oberfläche stiegen ließ, aber die Bildschirmoberfläche meines Geräts so mühelos aufräumte, als sei er Marie Kondo. Dass auf dem Höhepunkt des Wunders der Technik ein weiterer Kunde mit einem gigantischen Gerät den Laden betreten hatte, realisierte ich erst, als ich bemerkte, dass mich jemand von der Seite anstarrte. Er sah irgendwie interessant aus, und während ich so tat, als würde ich meinem jungen Computerfreak noch lauschen, war ich mit meiner Aufmerksamkeit längst bei dem Mann mit der Schiebermütze neben mir, der nun mehrfach seinen Nachnamen sehr laut buchstabierte.