






Vor neun Monaten war ich das letzte Mal hier, hab die Stadt, den Regen, die Menschen, den Wind, mich und jeden Schritt verflucht. Neun Monate sind eine Zeit, in der eine Menge reifen kann. Als ich lande, halte ich kein Frischgeborenes auf dem Arm, sondern einen Jutebeutel. Es ist Sommer geworden, 31 Grad, stehe auf dem Place de la Bastille, grad mal 9 Uhr und die Atmosphäre gleißt. Ich bin ganz sicher, sie haben eine Kulisse für mich aufgestellt, das kann unmöglich dieselbe Stadt sein wie damals. Hellwach und high nach nur vier Stunden Schlaf. Mein Hotelzimmer ist noch nicht bereit, ich deponiere meinen Beutel, mit kaum mehr drin als einer frischen Unterhose, bei der Rezeption. Nicht mal ein Nachthemd habe ich eingepackt, keine Wärmflasche, keine Bedenken, endlich wieder nackt schlafen, alles ist diesmal anders. Oui, Madame, avec plaisir, Madame, a bientôt, Madame, bonne journée, Madame. Dann breche ich schwerelos auf, atme bei jedem Schritt so hysterisch tief ein, als sei das hier Pranayama statt Paris.