
Tage, die gar nicht existieren, eine Spanne, die weder eindeutig dem alten noch dem neuen Jahr zugeordnet werden kann. Irgendwas dazwischen, ein Ausblick auf das künftige Leben. Daran dachte ich, als ich am zweiten Feiertag im Nebel mit einem Hojicha Tee in der Hand durch Planten un Blomen lief. Und daran, dass ich noch vor Kurzem zwei Hände voll ausgewählter enger Freundinnen hatte und eine ganze Hand auf einmal Hamburg verlassen hatte. Und dass ich meistens so tue, als sei das doch nicht so schlimm, es gibt doch WhatsApp, aber es mich in Wahrheit traurig macht. Am Eingang entdeckte ich ein Plakat: “Winterstille - wir laden Sie ein, zu Spaziergängen und die Ruhe des Parks zu genießen. Freuen Sie sich auf die nächste Saison” stand drauf. Plötzlich kam mir das alles ganz einfach vor, was von meiner menschlichen Existenz verlangt wird. Vielleicht muss man sich nur freuen auf die nächste Saison und aushalten, was ist. Ganz gleich, in welcher nasskalten Wirklichkeit und in welcher season of life man gerade persönlich steckt. Ich spazierte also wie aufgefordert ruhig durch den kargen Park, mit mir ein paar andere Menschen, viele waren es nicht. Manche posierten auf den runden Steinen im flachen Wasser, über die wir im letzten Jahr auch gesprungen waren. So viele Hürden, so viele Umwege, so viele Trampelpfade, und dennoch weit gekommen.






Früher nahm ich mir fürs neue Jahr neue Dinge vor, oder alte, die ich schon Jahre zuvor nicht durchgezogen hatte. Friedlich sein, nicht so viel quatschen, besser zuhören, weniger Zucker, mehr Yoga, weniger Ja sagen, andere lieb haben, mich lieb haben, mehr meditieren, weniger kritisieren. Als ich im Park um die Ecke bog, wo das Mädchen mit Mappe noch immer ausdauernd anmutig im Matsch stand, fiel mir mein guter Vorsatz aus dem letzten Jahr ein: 2024 war mein No-Buy Year. Ein halbes Jahr hielt ich es eisern durch, bis Ende Juni kaufte ich nichts, was nicht essentiell war für mich. Das ist eine lange Zeit, die mir guttat und von der ich viel gelernt habe. Was ich nicht wusste, als ich es rebellisch abbrach, war der wichtigste Part des Projektes: Ein No-Buy Year verändert dich, es ist ein Prozess. Einer, der viele Jahre andauern kann, einer, der sich wandelt, ein Weg, und definitiv hat dieser nicht zum Ziel, nie wieder was zu shoppen. Das war und wäre auch nie mein Endpunkt, was ich möchte liegt wesentlich tiefer als Verzicht: Die Beweggründe erforschen für Unzufriedenheit und die Verstärker für Zufriedenheit. Mir ging und geht es nicht alleine um meinen Kontostand, um finanzielle Sicherheit oder um Konsum- und Trendverweigerung, mir ging und geht es immer noch primär um Freiheit: cute, frugal and free.

Denn eins habe ich rausgefunden: Auch, wenn uns Kapitalismus das so gerne verkaufen würde, kann man sich nicht von außen nach innen entwickeln. So rum funktioniert es nicht.