Eine Weile habe ich es einwirken lassen, das Alte abgerubbelt, darunter kam Neues zum Vorschein: Paris war wie ein Peeling für die Seele. Am fünften Tag in der Stadt der Liebe, die mich diesmal aggressiv statt anschmiegsam machte, kriegte ich mich wieder ein. Vielleicht lag es am Burger am letzten Abend im Hotel Amour, vielleicht an dem Wissen, dass ich am nächsten Morgen heimfliegen würde, aber plötzlich war Paris gar nicht mehr so hässlich. Plötzlich sah ich wieder Schönes für einen Moment um die Ecke lunsen. Und alles tat mir leid. Meine Miesepetrigkeit, diese bedrückte Trübsinnigkeit, dass ich nicht genießen konnte, was ich mir so schön ausgemalt hatte, das Enttäuschen und enttäuscht sein, die Freudlosigkeit über die Stadt, die ihr Versprechen diesmal nicht einlöste, ich, die ihr Versprechen brach, äußere Umstände nie mehr für innere Katastrophen verantwortlich zu machen.
© 2025 Susanne Kaloff
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