Was hab' ich mir da bloß wieder geleistet?
Ne ganze Menge schöner Dinge. Hier der Beleg für alle, die sich sorgen.




Als Reaktion auf meine letzte Kolumne vergangenen Sonntag bekam ich eine Nachricht: “Sehr lustig, Suse, aber sei doch nicht so streng mit Dir. Du kannst Dir doch auch mal was gönnen.” Haha, andere scheint mein NBY mehr zu beunruhigen als mich selbst. Es ist interessant, wie schnell der Eindruck entsteht, Strenge oder gar Masochismus sei das Motiv, wenn man mal eine Weile etwas weglässt, was viele niemals haben. Was ich tue ist nun wirklich keine Meisterleistung, es fühlt sich die meiste Zeit weder nach Entbehrung noch Verlust an. Ich listete als Beleg im Geist auf, was ich mir alles gönne:
Alleine in einer wunderschönen kleinen Wohnung zu leben, in der die Sonne vorm Bett auf- und vorm Sofa untergeht.
Immer frische Blumen im Haus zu haben.
Zum Yoga und Sport zu gehen, ohne körperliche Einschränkungen zu haben, wann immer ich möchte, wenn ich will sogar täglich und während viele andere arbeiten müssen. Nachdem ich vor paar Jahren eine Schulterverletzung hatte und monatelang nicht mal den linken Arm anheben konnte, hab’ ich mir geschworen, immer dankbar zu sein, meinen Körper schmerzfrei in jede Richtung drehen zu können. Daran erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich auf der Matte stehe.
Zu arbeiten, wenn andere Feiertage, Brückentage, Urlaub, Feierabend haben. Ich kenne keinen besseren Rhythmus als meinen eigenen, um produktiv zu sein. Und es ist der Kreativität völlig wurscht, ob Sonntag, Himmelfahrt, Muttertag (feiere eh keine von Nazis instrumentalisierten Feiertage), Pfingsten oder Tag der Arbeit ist.
Mir leisten zu können, Jobs auszuschlagen, wenn sie sich nicht nach einem Ja anfühlen. Und mit leisten meine ich nicht, dass ich Säcke voll Geld hier im Flur stehen habe, sondern dass ich lieber auf etwas verzichte als meine Worte an Idioten zu verscherbeln.
Vom Schreiben leben zu können (vielleicht der größte Luxus)
Einmal im Monat für 25 Euro sechzig Minuten lang bei der White Sound Gongmeditation liegen zu können. Wer das noch nie erlebt hat, sollte es nachholen. Es ist eines der tiefsten Erlebnisse, die man wagen kann, etwas, was sich schwer beschreiben lässt, man eher erfahren muss, aber folgende laienhafte Schilderung kommt der Sache am Nächsten: Geburt und Tod auf einen Schlag. Letzten Monat sagte Ada, während die Teilnehmenden bereits mit den Füßen Richtung Gong im Souterrain des Yogazentrums lagen: “Genießt es und versucht, Euch nicht festzuhalten.” Das ist nämlich die Herausforderung, wenn das Gewitter aus Schallwellen über dich schwappt: die Kontrolle aufzugeben. Wenn man das schafft, kommt man an einen Ort, nach dem man süchtig wird. Gongmeditation hat nichts mit dem zurzeit trendigen Sound Bath zu tun, was auch ganz nett ist, aber dagegen ein kolossaler kosmischer Witz. Die nächste findet am 1.Juni hier statt. Gern geschehen.
Immer ausreichend Essen und Trinken im Kühlschrank und Bauch zu haben.
Heute Mittag für drei Tage nach Apulien zu fliegen. Wenn dieser Text hier erscheint, sitze ich bereits in Puglia in einer Gelateria und lecke an einem Pistazieneis. Ich habe einfach Si gerufen, als eine Freundin letzte Woche fragte, ob ich nicht spontan mitkommen möchte. Was man dazu braucht? Unabhängigkeit, 125 Euro und vielleicht ein Kleid. Letzteres hängt grad auf meinem Balkon in der Sonne zum Trocknen. Mehr kann ich sowieso nicht mitnehmen, weil ich nur den Basic-Tarif bei Eurowings gebucht habe. Bei dem ist nicht mal eine Handtasche erlaubt, erklärte Mitarbeiterin Imke in einem einminütigem Video der Airline (“Hi! Ich bin Imke von Eurowings!”) Sie markierte umständlich mit den Händen in der Luft die Maße, die ich mit an Bord nehmen dürfe. Dabei wäre es doch blitzschnell erzählt gewesen: 40x30cm. Basta.