SUSE IN YOUR POCKET

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My imperfect advice:

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Roll dich auf, selbst, wenn's wehtut. Dann erst recht!

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Suse Kaloff
Nov 19, 2023
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Muss mich heute sputen mit dem Text, weil ich auf eine Party gehe. Die beginnt bereits zur Teatime, weil Kleinkinder involviert sind. Ich bin dennoch so aufgeregt, als würde ich auf einem Schimmel ins Studio 54 reiten. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass ich hier heute tiefschürfende Weisheiten abliefern werde, habe auch so zu kämpfen. In der Hauptsache mit mir, die nur eins will: daheimbleiben. Da, wo es warm ist, am Ofen sitzen und mein Buch aus dem Sommer lesen, das ich im Sommer nie gelesen habe, weil aus meinem Helene-Wolff-Traum doch nie was wurde. Für alle, die später hinzukamen: Ich rede davon. Der Ofen ist ne Heizung, ich trage immer noch meinen Pyjama und schaue auf den Kanal, in dem sich alles spiegelt. Gott sei Dank nicht ich.

Seit ich diese Kolumne, die sich immer mehr zu einer persönlichen Essay Sammlung ausdehnt, hier jeden Sonntag auf Substack schreibe, habe ich keinen Samstagabend mehr das Haus verlassen. Das geht nun schon seit Juni so. Wenn man mich fragt, ob ich Samstag schon was vorhabe, sage ich seitdem: Ich schreibe. Endlich kein Druck mehr, am Wochenende was Tolles unternehmen zu müssen, endlich einen guten Grund zur Hand, nicht unter Menschen gehen zu müssen. Nach hinten raus muss alles offen sein, keine Verabredungen, keine Telefonate, keine, haha, Disco. Manchmal dauert das Tippen bis Mitternacht, manchmal vibriert mir danach die Fontanelle, als sei ich ein neugeborenes Wirbeltier. Heute ist all das nicht möglich, also stehe ich nun vorm Spiegel in diesem Lederminirock, den ich noch nie getragen habe, der mit dem Preisschild dran im Schrank hängt und wartet, und ich weiß echt nicht, auf was eigentlich. Weiß nicht, auf was ich warte oder ob ich in Wahrheit damit aufgehört und versäumt habe, mir das einzugestehen, weil es mir so fremd ist, nichts mehr im Außen zu suchen. Weder Reibung noch Erfüllung. Ob ich in Wahrheit nur meine Ruhe will und sonst gar nichts, nicht mal dann, wenn man es mir auf den Bauch binden würde. Und ich stehe vorm Spiegel in dem Röckchen, von dem es auf der Website heißt, es würde taillenhoch sitzen, aber bei mir sitzt es auf der Hüfte, weil immer was zu klein und was zu groß, zu kalt oder zu warm, zu kurz oder zu lang, weil nie was perfekt ist, sobald man sich vor einen Spiegel stellt, weil man in der Sekunde nicht mehr allein ist, sondern sich so sieht wie einem andere Augen sehen und weil dann erst der ganze Kummer beginnt und all das, was vorher in Ordnung war, plötzlich upside-down ist. Und während ich diesen Schachtelsatz denke, stelle ich mir vor, wie das ist, wenn einem jemand etwas auf den Bauch bindet, ob sich das womöglich schön oder viel zu schwer anfühlen würde. Von außen sehe ich aus wie eine 54jährige Frau in einem Minirock mit Kinderstrumpfhosen. Erinnere mich plötzlich an die Followerin, die mir neulich auf Instagram ohne Anrede und Gruß eine Nachricht schickte.

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